SensEm Sensoren erfassen Feinstaub, Stickstoffdioxid und Lautstärke. Sie können im öffentliche Raum platziert werden und senden ihre Daten in die SensEm Datenbank
Was ist SensEm?
SensEm ist ein Forschungsprojekt, das sich mit der Erfassung und Visualisierung der Luftqualität sowie des Lärms in städtischen Gebieten befasst. Durch den Einsatz von Citizen Science werden Bürger:innen aktiv in den Forschungsprozess eingebunden, um gemeinsam Daten zu sammeln, zu analysieren und Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität sowie der Lärmbelastung zu entwickeln.
Mithilfe eines digitalen Mapping- bzw. Visualisierungstools, welches im Zuge des Forschungsprozesses gemeinsam mit den Teilnehmenden entwickelt und verbessert wird, sollen Bürger:innen bei der Planung, Durchführung und Auswertung von Forschungsaktivitäten unterstützt ermöglicht werden.
Mithilfe eines digitalen Mapping- bzw. Visualisierungstools, welches im Zuge des Forschungsprozesses gemeinsam mit den Teilnehmenden entwickelt und verbessert wird, sollen Bürger:innen bei der Planung, Durchführung und Auswertung von Forschungsaktivitäten unterstützt werden.
Bestandteile
Ablauf
Der gemeinsame Forschungsprozess beginnt mit einem ersten Workshop Mitte April 2024. Hier werden mit den Teilnehmenden mögliche Forschungsfragen entwickelt, Problemwahrnehmungen gesammelt, Wissen über den Kiez zusammengetragen und die ersten Kartierungen vorgenommen, um so den Grundstein für die Messkampagne zu legen.
Die Messkampagne wird im Sommer 2024 stattfinden und von weiteren Workshops begleitet werden, welche jeweils unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Zu diesen Schwerpunkten zählen beispielsweise die Entwicklung eigener Hypothesen und Experimente, aber auch die gemeinsame Auswertung der gesammelten Messdaten.
Die Messkampagne zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass die Teilnehmenden eigene Sensormodule erhalten, die sie an ihren Balkons, Gartenzäunen oder anderen im Rahmen der Workshops identifizierten Points of Interest anbringen, um die gemeinsam entwickelten Forschungsfragen zu beantworten bzw. Hypothesen zu überprüfen.
Die Teilnehmenden haben mithilfe des digitalen Toolkits die Möglichkeit eigene Beobachtungen zu ergänzen, gemachte Erfahrungen zu dokumentieren oder sich die erhobenen Messdaten selbstständig für die einzelnen Sensoren anzuschauen. Am Ende der Messkampagne werden die gesammelten Daten im Rahmen eines Workshops ausgewertet, gemeinsam interpretiert und mögliche Verbesserungsmaßnahmen oder Verhaltensänderungen abgeleitet.
Kontakt
SensEm Projektleitung
Manfred Kraft
Scholz & Volkmer GmbH
sensem@s-v.de
+49 170 2216472
Projektkontext
Die Qualität unserer unmittelbaren Umwelt ist von grundlegender Bedeutung für unsere Gesundheit und Lebensqualität. Sie setzt sich aus einer Vielzahl lokaler Umgebungsfaktoren wie z.B. Luftqualität, Lärm- und Lichtbelastung zusammen; diese lassen sich messen, analysieren, visualisieren und in ein zeitliches und räumliches Koordinatensystem bringen. Indem wir sie untereinander und mit anderen Daten in Beziehung setzen, können wir ein besseres Verständnis der Umweltbelastung erhalten und Maßnahmen zu deren Verbesserung gezielter planen und überprüfen.
Von all diesen Umweltfaktoren stellt laut der Europäische Umweltagentur (EEA 2021) die Luftverschmutzung immer noch das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko in Europa dar. In den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union wurden geschätzte 307.000 vorzeitige Todesfälle allein durch Feinstaubbelastung verursacht” (EEA 2021). Die EU-Richtlinie 2008/50/EG und die assoziierten Richtlinien zur Luftqualität verpflichten die Mitgliedsstaaten die Luftqualität zu überwachen und die Öffentlichkeit aktiv darüber zu informieren.
Die Messung, Auswertung und Interpretation dieser Umweltfaktoren ist Aufgabe der Behörden. Deren offiziellen Messstationen messen nach standardisierten Referenzmethoden und liefern genaue, wiederholbare Daten in einer halbstündigen Frequenz. Aufgrund der hohen Kosten und notwendigen Qualifikationen für Anschaffung, Installation, Betrieb und Wartung sowie des Platzbedarfs, sind diese Messstationen jedoch nur punktuell verfügbar und können daher keine flächendeckenden Luftdaten liefern oder kurzfristig an neue Anforderungen oder Fragestellungen angepasst werden. Aufgrund der Vielzahl an Messwerten, unterschiedlicher Grenzwerte, Darstellungsformen und der fehlenden Darstellung der Gesundheitswirkung ist es für den/die einzelne/n Bürger:in besonders schwierig, die Messwerte zu interpretieren und auf das eigene Alltagshandeln zu beziehen. Deswegen sehen in einer Studie der europäischen Umweltagentur die beteiligten Städte großen Bedarf bei der Unterstützung, wie Informationen zur Luftqualität am besten an die Öffentlichkeit kommuniziert und aktives Engagement und Interesse der Bürger:innen sichergestellt werden kann (EEA 2019).
Projektziele
Das Hauptziel von SensEm ist die Entwicklung und Erprobung eines digitalen Citizen Science Toolkits zur Erforschung und Visualisierung der lokalen Luftqualität. Dabei werden folgende Ziele verfolgt:
- Beteiligung der Bürger:innen: SensEm zielt darauf ab, Bürger:innen aktiv in den gesamten Forschungsprozess einzubinden: Von der Entwicklung der Forschungsfragen, über das Sammeln und Auswerten von Daten bis zur Veröffentlichung der Ergebnisse. Ebenso soll das lokale Wissen der Bürger:innen etwa bezügliches ihres Kiezes aktiv in den Forschungsprozess sowie das zu entwickelnde Mapping-Tool integriert werden.
- Wissenschaftliche Qualität: Durch die angewendeten Methoden wird sichergestellt, dass wissenschaftliche Standards eingehalten werden, um die Qualität und Zuverlässigkeit der Forschungsergebnisse zu gewährleisten.
- Erhöhung der Umwelt- und Datenkompetenz: Durch die Teilnahme am Forschungsprozess und den aktiven Umgang mit den zur Verfügung gestellten Sensoren sollen Bürger:innen ein besseres Verständnis für Indikatoren für Luftqualität entwickeln und befähigt werden, aktiv an Umweltschutzmaßnahmen teilzunehmen sowie eigene Experimente durchzuführen. Projektsäulen
Das Projekt setzt auf zwei wesentliche Säulen, die sich gegenseitig beeinflussen: Die Entwicklung des Toolkits SensEm und die Durchführung von Citizen Sensing Fallstudien in städtischen Kiezen, wobei die Entwicklung des Toolkits eng an die Durchführung der Citizen Sensing Fallstudien gekoppelt ist, um einerseits die Durchführung der Fallstudien zu unterstützen und andererseits gewonnene Erkenntnisse aus den Fallstudien in das Toolkit zu integrieren. Dementsprechend bestehen beide Säulen aus drei Phasen: Vorbereitung, Umsetzung und Evaluation.
Citizen Sensing
SensEm verfolgt die Idee des Citizen Sensing, bei dem Bürger:innen aktiv an der Datenerfassung und -analyse in ihren Kiezen beteiligt sind. Durch die Zusammenarbeit zwischen Bürger:innen, Kommunen und anderen Interessensgruppen sollen umfassende Daten zur Luftqualität gesammelt und Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltqualität entwickelt werden. Dabei werden verschiedene Messmethoden und Interpretationsmöglichkeiten getestet, um Probleme zu lösen und gute Kommunikationsformate zu finden. Die Evaluation umfasst Bürger:innenbeteiligung, Wissensstärkung und Qualität der Ergebnisse.
Insofern kann Citizen Sensing die offiziellen Messstationen ergänzen und ermöglicht flächendeckende (statt ortsgebundener) und hochfrequente, kontinuierliche Messungen (anstatt halbstündiger Mittelwerte) sowie realistischere Messsituationen, z.B. in Kopfhöhe von Kindern und Erwachsenen, anstatt in 3 Metern Höhe. Dadurch können gezielt relevante und sensible Orte wie z. B. Seitenstraßen, Wohngebiete, Haltestellen oder Spielplätze vermessen werden. Außerdem kann die zeitliche und räumliche Dynamik der Luftbelastung besser ermittelt und Hotspots hoher Luftbelastung samt deren Ursachen identifiziert werden. Das eröffnet eine ganzheitlichere Sicht auf die Umweltqualität im öffentlichen Raum und ermöglicht den Kommunen eine gezieltere, stärker evidenz-basierte Umwelt- und Verkehrspolitik. Wichtig ist, dass es sich hierbei lediglich um eine Ergänzung zu den offiziellen Messstationen handeln kann, da die verwendeten Sensoren zwar über eine ausreichende Genauigkeit für die geplanten Messungen verfügen, aber nicht den rechtlichen Anforderungen an Referenzverfahren etc. entsprechen, wie sie für offizielle Messstationen rechtlich vorgegeben sind.